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Mehr anzeigenLourenço Borges de Sousa
Lourenço Borges de Sousa, ein Name, mit dem du im Moment vielleicht noch nicht viel anfangen kannst, doch das wird sich bald ändern.
Credits: Joao Carmo
August 16, 2024
- Surf
- Athletes
Lourenço Borges de Sousa ist ein Name, mit dem du im Moment vielleicht noch nicht viel anfangen kannst.
Der aus Estoril in der Nähe von Lissabon stammende Lourenço ist Vorreiter einer portugiesischen kulturübergreifenden Fusion, bei der die Bereiche Surfen, Kunst und Skateboarding miteinander verschmelzen. Falls du seinen Film Daydream Lullaby Dream noch nicht gesehen hast, solltest du das unbedingt nachholen: Er verkörpert auf wundervolle Weise Lourenços Kreativität, die sich mit seinem unnachahmlichen Style im Wasser verbindet. Seine Hingabe zur Kunst, zum Surfen und zu allem, was er tut, ist eine Inspiration für die gesamte Szene. Lourenços Lebensauffassung ist geradezu postmodern, aber mit einer gewissen Weisheit, die über sein Alter hinausgeht. Es ist an der Zeit, einen der kommenden Stars des europäischen Freesurfings ins rechte Licht zu rücken.
Lourenço Borges de Sousa, ein Name, mit dem du im Moment noch nicht viel anfangen kannst, doch das wird sich bald ändern.
Für diejenigen, die dich noch nicht kennen – stell dich doch einfach selbst vor.
Mein Name ist Lourenço Borges de Sousa, ich bin 20 Jahre alt und komme aus Estoril bei Lissabon. Ich liebe es zu surfen, zu skaten und künstlerisch tätig zu sein. Im Moment interessiere ich mich sehr für bildende Kunst. Ich studiere Bildhauerei an der Universität. Ehrlich gesagt bin ich ein ganz normaler Typ, der auf der Suche nach sich selbst ist. Ich lasse mich treiben und tue das, was ich am liebsten mache. Ich weiß, dass ich mich in einer Phase meines Lebens befinde, in der ich Projekte umsetze, die meine zukünftige Karriere prägen werden... Ich möchte Kunst, Surfen und Skaten kombinieren. Das ist mein Ziel.
Wie ist die Stimmung in deiner Heimatstadt?
Ich komme aus Estoril, was sozusagen das Kalifornien Portugals ist. Hier gibt‘s viele schöne Spots in der Nähe der Stadt, mit vielen Wellen. Ich mag den Ort, an dem ich lebe, sehr. Und dafür bin ich immer dankbar.
Es ist cool, weil es eine wirklich große und vielfältige Community von Gleichgesinnten gibt: Künstler, Surfer, Skater und Musiker. Ich bin stolz darauf, diese Leute als meine besten Freunde zu bezeichnen. Mein bester Freund spielt in einer Band. Also habe ich viel Zeit damit verbracht, sie zu unterstützen und mir ihre Auftritte anzusehen. Das inspiriert mich wirklich. In Sachen Surfen sind wir einfach ein wilder Haufen, der leidenschaftlich gerne surft. Wir versuchen nicht, uns gegenseitig zu übertrumpfen, sondern uns als Menschen und Surfer zu verbessern.
Dein letzter Film, Daydream Lullaby Dream, war ein 23-minütiger, epischer Mix aus Surfen, Skaten und Kunst. Der Film scheint eine perfekte Verkörperung deiner Persönlichkeit zu sein, und dennoch ein ziemlich reifes Unterfangen für jemanden in deinem Alter. Erzählst du uns von diesem Prozess?
Einer meiner größten Träume ist es, ein Freesurfer zu werden. Obwohl ich weiß, dass es falsch ist, glaube ich, dass man seine Ziele wirklich hoch stecken sollte, da man im Hinblick darauf, wie der Umsetzungsprozess aussieht, auch naiv sein kann, was wiederum Teil des Prozesses ist. Ich habe dieses Projekt nicht gemacht, weil ich wollte, dass die Leute es sehen, sondern weil ich es gerne mache. Ich liebe es, zu filmen, zu kreieren, in diesem kreativen Prozess zu sein und mehr über ihn zu lernen, um am Ende mehr über mich selbst zu erfahren. Neben dem Aspekt des Surfens ist die Möglichkeit, so etwas mit meinem besten Freund Joao zu schaffen, das Wichtigste. Deshalb wollte ich, dass mein erstes Projekt eine größere Sache wird. Vielleicht war das damals ein bisschen ehrgeizig, aber es hat funktioniert!
Credits: Joao Bracourt
Was hast du als nächstes Projekt in der Pipeline?
Ich arbeite an einem neuen Projekt, das hoffentlich größer wird als das vorherige. Ich habe noch keinen festen Plan. Ich überlege noch, wohin ich damit gehen will und wohin wir reisen werden, um es zu verwirklichen. Derzeit würden wir gerne nach Südafrika und Mosambik und dann nach Angola reisen. Was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich im Oktober nach Irland fahren werde. Ich wollte schon immer dorthin, und ich glaube, dass es ein guter Ort ist, um meine Grenzen im Wasser zu erweitern.
Welche Rolle spielt die Bildhauerei bei all dem?
Als Kind habe ich immer gerne mit Spielzeug gespielt, aber nicht auf normale Art und Weise. Ich wollte jedes Spielzeug mit einem anderen Spielzeug kombinieren und mein eigenes Spielzeug kreieren. Ich habe es immer geliebt, mit meinen eigenen Händen zu arbeiten. Das vermittelt wirklich ein Zen-Gefühl. Seitdem jage ich immer diesem Gefühl nach – es erinnert mich sehr an meine Kindheit.
Ich wollte schon immer Malerei oder Bildhauerei studieren. Ich hatte das Gefühl, dass die Bildhauerei eine größere Herausforderung darstellt, also habe ich die Gelegenheit ergriffen, sie zu studieren. Ich habe schon immer Kunst gemacht. Aber ich habe mich immer gescheut, sie zu zeigen, bis ich wirklich stolz auf die fertigen Werke war. Ich habe gerade ein sechsteiliges Werk fertiggestellt, das ich nun endlich der Welt zeigen kann. Ich überlege gerade, wie ich es am besten präsentieren kann.
Hat das was mit dem manuellen Shapen deiner eigenen Bretter zu tun?
Ich liebe seit jeher Surfbrettwerkstätten und wollte immer schon meine eigenen Bretter shapen. Eigentlich war es das Shapen von Boards, das mich zur Bildhauerei inspiriert hat. Wenn du ein Board shapest, das du haben willst, musst du etwas schaffen, das funktioniert. Anders bei der Bildhauerei: Das, was du erschaffst, muss keine Funktion haben, es kann völlig nutzlos sein. Das ist es, was mich zur Bildhauerei geführt hat. Es geht um die Bedeutung. Ich habe viel darüber nachgedacht und würde sagen, 90 % davon sind Überlegungen darüber, was funktionieren wird und was nicht und nur 10 Prozent betreffen die tatsächliche Umsetzung – zumindest ist das für mich so. Ich liebe den Mix aus praktisch und unpraktisch.
Handgeshapte Bretter zu fahren ist so anders. Bei einem normalen Board weißt du, dass es funktioniert und das tut, was Surfboards traditionell tun. Bei einem handgeshapten Board hast du dagegen keine Ahnung. Ich finde es so surreal, dass man auf etwas übers Wasser gleitet, das man mit seinen eigenen Händen erschaffen hat. Es ist fast magisch.
Credits: Joao Carmo
Und wie ist deine Beziehung zum Skaten?
Ich liebe es! Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Skaten oder Surfen mehr liebe. Wenn ich Skateboard fahre, habe ich keinen Stress, ich fühle keinen Druck. Skaten ist für mich die ultimative Freiheit. Ich schaue wirklich zu Leuten wie Curren Caples auf, die beides können.
Wer sind deine Vorbilder, denen du im Surfen und in anderen Bereichen folgst?
Ich bin damit aufgewachsen, meinem Vater beim Surfen zuzuschauen. Also er ganz sicher! Als ich sechs Monate alt war, kaufte er mir ein Surfbrett und ging mit mir an den Strand zum Surfen. Sein Lieblingssurfer war Dane Reynolds. Als Kind hat mir mein Vater immer seine Filme gezeigt, und ich war ganz ehrfürchtig: „Wow, das ist Surfen!“ Ich wollte immer ein Surfer sein. Ich wollte immer genau das tun. Seitdem war Dane auch für mich immer eine große Inspiration.
Wenn man vom Surfen absieht, bin ich als Künstler zutiefst von Francis Bacon inspiriert. Für mich bedeutet Kunst, dass der Betrachter etwas fühlen soll, eine Emotion. Francis' Einsatz von Abstraktion und Realismus berührt wirklich etwas in mir, es ist so komplex. Diese Bilder bringen mich zum Nachdenken und wecken Gefühle. Bei der Sängerin von Mazzy Star geht es mir genauso. Es ist eine andere Form der Kunst. Aber wenn ich ihr zuhöre, fühle ich etwas. Wenn ich ihr zuhöre, bevor ich surfe, fühle ich mich mit mir verbunden und geerdet.
Berühmte letzte Worte?
Glaub an dich selbst und hab Spaß dabei. Genieße den Prozess und bleib stets bescheiden.